Interview über Tierpolitik mit Christine Keller, Grossrätin der SP Basel-Stadt

Im Interview mit Basel Vegan spricht Christine Keller, Grossrätin der SP Basel-Stadt und engagierte Tierschützerin, über ihre Erfolge und Herausforderungen in der letzten Legislaturperiode. Sie erzählt von ihren Bemühungen, mehr Freilaufzonen für Hunde zu schaffen, ihre Arbeit für die Merkuranlage und den Einsatz für eine nachhaltige Ernährung. Keller gibt Einblicke in die Zusammenarbeit mit anderen Politikerinnen und teilt ihre Pläne und Visionen für die Zukunft des Tierschutzes in Basel.

Dein Engagement für Tiere

Dein Engagement für Tierschutz:
Du hast dich in der letzten Legislaturperiode oft für den Tierschutz eingesetzt. Was waren für dich persönlich die wichtigsten Erfolge in diesem Bereich?

🙎 Christine Keller: Seit Anfang 2023 bin ich wieder im Grossen Rat und habe mich unter anderem für mehr Freilaufzonen für Hunde engagiert. Dieser Vorstoss wurde von allen Parteien unterstützt. Anträge für Haustiere sind generell einfacher. Zwar wurden inzwischen die ersten Freilaufzonen eröffnet, aber sie sind leider sehr klein und bieten noch nicht den gewünschten Mehrwert.

Dann habe ich noch ein Budgetpostulat gemacht, mit dem ich mehr Geld für die Merkuranlage gefordert habe. Konkret ging es um die Einrichtung eines Brunnens und einer Buddelecke, um die Anlage attraktiver zu gestalten. Dieser Vorstoss wurde – trotz Widerstand der Regierung – als verbindlicher Auftrag an die Regierung überwiesen. Leider ist hier bislang noch nichts passiert, aber ich bleibe dran.

Zudem sind neu Kurse für Hundehalter*innen Pflicht. Zwar nicht aufgrund des Tierschutzes, sondern Schutz für die Menschen, doch nutzt es auch den Hunden, wenn die Halter:innen mit ihnen Kurse machen müssen. 

Herausforderungen:
Welche Herausforderungen hast du bei der Arbeit für den Tierschutz erlebt, und wie hast du diese überwunden?

🙎 Klassischer Tierschutz für Haustiere gibt es einiges und ist oft unbestritten. Sobald es Richtung «Nutztier» geht, wird es schwierig. Am schwierigsten bei den Bürgerlichen, aber teils auch bei linken.
Zwar sind die wenigsten linken «gegen vegan» aber so viel ich weiss, ist ausser mir nur Annina von Falkenstein (LDP) vegan. Sie aber mehr für sich.

Es wird auch oft argumentiert, dass es doch wichtigeres als Tiere gäbe. Es ist also ziemlich ein Speziesismus da und es wird vergessen, dass das eine das andere nicht ausschliessen würde.

Zukunftspläne im Tierschutz:
Welche Pläne hast du für die kommende Legislaturperiode in Bezug auf den Tierschutz? Gibt es spezielle Projekte, die dir besonders am Herzen liegen?

🙎 Diesen Frühling wurde von der Regierung bezüglich Klimaziel 2037 eine Strategie zur nachhaltige Ernährung veröffentlicht. Darauf kann aufgebaut werden. Darum würde ich gestützt auf diese Strategie Vorstösse mit konkreten Umsetzungen zu mehr pflanzlicher Ernährung machen. 

Zusammenarbeit mit anderen Politiker*innen

Zusammenarbeit im Grossrat:
Wie hast du die Zusammenarbeit mit anderen Politiker*innen erlebt, die sich ebenfalls für den Tierschutz einsetzen? Gab es dabei besondere Allianzen, Arbeitsgruppen oder Herausforderungen?

🙎 Eine Allianz gibt es (noch) keine. Es wäre aber ein Ziel, eine überparteiliche Arbeitsgruppe zu gründen. Das gibt’s zum Beispiel schon für Sport und Kultur.
Und wie schon erwähnt: Bei Haustieren ist es auch einfach, Leute zu finden. Darüber hinaus wird es schwierig. 

Engagement andere Grossrät*innen:
Welche anderen Grossrät*innen haben sich deiner Meinung nach in der laufenden Legislatur besonders für den Tierschutz engagiert? Was haben sie initiiert?

🙎

  • Claudia Baumgartner (GLP): Sie hat einen Vorstoss gegen die Vermehrung der Katzen gemacht. Sie sollten gechipt und kastriert werden. 
  • Harald Friedl (GRÜNE) hat einen Vorstoss zu Stadttauben gemacht.
  • Brigitte Kühne (GLP) hat zudem zusammen mit Claudia Baumgartner einen runden Tisch zu Stadt-Bienen gefordert. 
  • Sasha Mazzotti (SP) hat eine Interpellation wegen Silvesterfeuerwerk gemacht. Sie ist auch sehr aufgeschlossen gegenüber Biodiversitäts-Massnahmen. 
  • Und bei der Primaten-Initiative haben sich Michelle Lachenmeier (ehem. GRÜNE Grossrätin), Barbara Heer (SP), Christian von Wartburg (ehemaliger SP Grossrat) und Tonja Schwyzer (BastA!) stark gemacht.

Laufende Projekte:
Was sind laufenden Projekte bezogen auf auf Tierschutz?

🙎 Beim Katzenantrag wurde die Regierung gebeten, zu überprüfen und zu berichten. Der Regierungsrat hat abgelehnt, worauf der Grosse Rat nochmals den Auftrag erteilt hat. Nun ist es bei der Regierung.

Postulat zur Merkuranlage ist ja zwar bewilligt aber hier sind wir am abwarten, was wirklich passiert. 

Und auch beim Antrag zu mehr Freilauf für Hunde könnte mehr kommen.

Ausblick

Zukünftige Herausforderungen:
Was siehst du als die grössten Herausforderungen für den Tierschutz in der kommenden Legislaturperiode? Wie kann der Grossrat diese am besten angehen?

🙎 Es geht eigentlich so weiter. Über Biodiversität und Klimaschutz können auch wir viel erreichen – das nützt auch den Tieren. 

Motivation anderer:
Wie könnten noch mehr Grossrät*innen und aussenparlamentarische Politiker*innen für die Tiere gewonnen werden?

🙎 Junge Leute mit Empathie abholen: Und zeigen, dass die Unterscheidung Mensch Tier willkürlich ist. Empathie ist der Schlüssel

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